Die Platte der Woche kommt von Whiffs aus Kansas City. Sounds of Subterrania empfiehlt dazu den Genuss eines Mint Julep.
01. The Whiffs –Another Whiff LP (Dig! Records)
Ich liebe Powerpop. Irgendwie ist er immer der clevere und fröhliche Bruder vom Punk und irgendwie wurde er auch immer von normalen Leuten gespielt. Eine sehr positive Form der Musik und leider oftmals in Deutschland unterbewertet. Dig! Records aus Virgina, welche bereits die großartige Josephine Platte veröffentlicht haben (eine Platte, über die ich mich über beide Ohren verliebt habe) haben bereits im letzten Jahr das zweite Album der Whiffs auf den Markt gebracht. Nachdem dieses in Windeseile ausverkauft war, gibt es nun Nachschlag und allzu lange sollte man auch hier nicht mit dem Erwerb warten. Was mich besonders catcht, ist das Zusammenspiel der 3 Sänger. Rory, Zach und Joey spielen sich die Harmonien perfekt zu, daß man glaubt, die Shake Some Action Compilation Reihe vor sich zu wissen. Eine klasse Platte, die hilft, in den Frühling zu starten.
02. Bei Bei and Shawn Lee - Year oft he Funk (Legere)
Alte weißen Männer sind ja gerade das Sinnbild des Bösen. Eine Verkörperung des Rückschrittes und die Manifestation der Unbeweglichkeit. Was ist, wenn so ein alter weißer Mann sich mit einem anderen Dämon der modernen westlichen Zivilisation, wir reden von den Chinesen, verbündet, um (Achtung noch eine Phrase!) aus der verbrannten Asche stereotyper Musik aufzusteigen und Brücken zwischen Kulturen zu schlagen. Bei Bei, welche die Guzheng, ein über 2000 Jahre altes Instrument aus der asiatischen Familie der Langzither, spielt, trifft auf den Multiinstrumentalisten Shawn Lee und beide kreieren einen Sound, der nicht nur Wege zwischen Kontinenten, sondern auch zwischen Tradition und Moderne findet. Jederzeit gelassen, jederzeit reflektierend, jeder Zeit mit einer Neugier am Unbekannten. Wenn Tanztheater als Form von Darstellung einen Sinn machen sollte, dann würde ich es mir hier wünschen.
03. Käptn Blauschimmel und die Süßwassermatrosen –s/t (Angry Voice)
Mann, ist diese Platte geil und ja, ich hätte sie allein wegen des Namens und des Covers immer stehen lassen. Nun hat mir aber David von Angry Voice einen Stapel geschickt und ich war erst einmal baff. Aber von vorn. Käptn Blauschimmel spielen Rock’N’Roll. Hauptinstrument ist das Piano und das wird in alter Jerry Lewis Manier anständig malträtiert. Textlich haben wir eine Mischung aus Rio Reiser und Yok Quetschenpaua, also Texte, die sich eher an der Hochzeit des Politrocks, als an der des Punks anlehnen. Genau das gibt aber den Songs eine Leichtigkeit, die einfach Spass macht und mich auch manchmal an meine alte Amigaplatte von Mut, Tatendrang und Schönheit erinnern lassen. Der Humor von Bands wie Käptn Blauschimmel und die Süßwassermatrosen fehlt in der Punkszene, gut, daß Angry Voice diesen Lichtblick ermöglicht hat.
Mint Julep
6 cl Bourbon
1 Teelöffel Zuckersirup
20 Minzblätter
