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Same Same But Different

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Screaming Apple Records / Ritchie Apple

Same Same But Different #058

Es gibt wenig Leute, denen ich als Labelbetreiber soviel zu verdanken habe, wie Ritchie von Screaming Apple. Gefühlt war er schon immer da. Als ich 1998 mein jetziges Label gründete, hatte seines bereits 9 Jahre auf dem Buckel und bereits mehr als 75 Platten veröffentlicht. Mit jeder, aber auch wirklich mit jeder noch so dummen Frage konnte ich zu ihm kommen und er half mir mit meiner Arbeit und dem Verständnis, was es heißt, ein Label zu haben. Er half mir einen Instinkt für meinen eigenen Geschmack zu entwickeln und über Dinge anders nachzudenken. Und so färbten seine musikalischen Präferenzen natürlich auch auf meine ab, was man an der Arbeit mit den Gyogun Rends oder auch den Nuggets sehen konnte. Ich lernte durch ihn Powerpop und neuere Beatmusik zu schätzen, aber viel mehr kennzeichnete uns unsere Verschiedenheit und doch die Freude aufeinander. Niemals werde ich unsere Reise von San Franzisco nach Las Vegas und abschließend nach Los Angeles vergessen. Nicht unsere Enttäuschung über den Wailers Auftritt, nicht die 17tägige Tour durch alle erreichbaren und unerreichbaren Plattenläden entlang unserer Route und auch nicht die ängstlichen Augen der Backyard Babies im Hotel nach der Zurechtweisung über die Einhaltung der Nachtruhe. Für mich war es ein Abenteuer und ich denke sehr, sehr gern daran zurück.
Aber was macht Ritchie und Screaming Apple so besonders? Für viele Betreiber eines Labels besteht der Anspruch, prägend und geschmacksbildend zu sein. Nur sehr wenige schaffen dieses. Crypt wäre dafür ein weltweit bekanntes positives Beispiel. Screaming Apple hat dies auch geschafft, leider bei einer der unterbewertetsten Musikrichtungen aller Zeiten- Powerpop. Zu soft für die harten Jungs und die wilden Mädchen, zu clever für die einfältigen Popper, zu normal für die Subkultur, zu speziell für den Rest. Von niemandem, aber wirklich von niemandem kann man damit mehr als einen interessierten Blick herauskitzeln, außer bei Leuten, die dieses Brennen und die Liebe zur Musik verstehen und vielleicht sogar teilen. Diese Leidenschaft, immer und immer wieder für Bands Platten zu veröffentlichen, die niemals mehr als 150 Leute ziehen werden. Diese trumpesque Spießigkeit, die oftmals im heutigen Punkrock steckt, dieses alberne Kokettieren mit Subkultur der kulturellen Linken, all dieses hat Ritchie nie interessiert und in diesem Sinne war es für mich auch viel politischer und ehrlicher, als viele andere Sachen. Denn er gab und gibt, weil er es liebt, nicht für Ruhm, nicht für Geld, sondern um seines selbst willen.
Viele Leute fragen sich immer was mich antreibt, ich weiß es manchmal nicht, aber was ich weiß, daß mir Ritchie gezeigt hat, wie man diese Flamme anzünden kann und am brennen hält. Er zeigte mir, daß Erfüllung nicht in Masse steckt und in diesem Sinne verstehe ich auch bis heute das Wort „Independent“.
Daß ich jetzt bei allen schweren Dingen glücklich meiner Passion folgend kann, dafür möchte ich Dir, Ritchie, danke sagen und allen anderen hört mehr Powerpop, das steigert eure Lebensqualität.

Kaufempfehlungen Screaming Apple
01. Knights Of The New Crusade ‎– My God Is Alive! Sorry About Yours! Songs In Praise Of Our Lord God And In Condemnation Of Sin
02. The Bobbyteens ‎– Not So Sweet
03. The Exploding Hearts ‎– Guitar Romantic

Webseite / Webshop:
Screaming Apple

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