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Same Same But Different

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Per Koro / Markus Hass

Same Same But Different #050

Per Koro wurde zu einer Zeit gegründet, als "Zahl nicht mehr als 12DM" ein Standardaufdruck auf deutschen Punk- und Hardcoreplatten war und ein dickes Beiheft mit politischen Infos ein wichtigerer Kaufanreiz als farbiges Vinyl. Deswegen ist es mir ein besonderes Vergnügen, heute etwas über Markus zu schreiben. Wie wir wissen, spielt ja bei heutigen Politbands Kapitalismuskritik nur eine untergeordnete Rolle, umso mehr prägten mich in meiner Adoleszenz Labels wie Per Koro. Miozän, Systral, Lebensreform, Carol, Narsaak, Mörser, Spit Acid sind nur einige Namen, die ich aus Plattenkisten auf Konzerten fischte. (Und ja, das ist auch Vergangenheit). All diese Bands waren Inspiration für neue Lebensentwürfe, all diese Power, die man zur Veränderung der Gesellschaft aufbrachte. Räume, die nicht frei waren, wurden besetzt und verteidigt und alles mit der Gewissheit, daß man es gemeinsam schaffen kann. Man träumte und kämpfte für eine bessere Welt. Und jetzt? Absolut alles von damals ist vorbei. Aus dem Network of Friends ist ein Network aus Doppelhaushälftenbewohnern geworden. Und Markus ist trotzdem noch da und versorgt die Leute mit Hardcore.
Ich weiß nicht genau, wann wir uns kennenlernten. Ein paar Projekte machten wir zusammen. Markus zog von Bremen nach Bielefeld, arbeitete kurzzeitig bei Greed und gründete einen eigenen Plattenladen. Wir haben nicht so oft Kontakt, vielleicht einmal im Jahr, aber dann mögen wir es uns auszutauschen. Beim Letzten mal sagte mir Markus, daß er meinen Enthusiasmus mag. Nachdem wir auflegten, mußte ich sehr lange darüber nachdenken, denn für mich sind Leute wie Markus wichtig. Ich mag nicht den Begriff Zeitzeugen verwenden, aber die Arbeit von Per Koro ist der Beleg, daß Kultur eben auch nicht nur oberflächlich politisch sein muss. (Wer jetzt einwenden will, es gibt auch heute politische Bands dem sei gesagt, ja, aber mir geht es hier um die Einbindung in eine komplette Struktur und nicht um die Predigt, falschverstandene Identitätspolitik und Supporttouren für Deutschrockbands.)
Ihr merkt, ich bin emotional. Das liegt daran, daß das, was Markus auf die Beine gestellt hat, mir soviel bedeutet. Und vielleicht trifft dieser Text genau das was ich empfinde, wenn ich über Labels vom Schlage Per Koro nachdenke.

„Diese Tonträgerin trägt Töne von innen nach draußen und man darf sie nicht verkaufen, zur stumpfen Ware machen lassen von wem auch immer. Die Gier der Massen macht alles nur noch schlimmer. Sauber und perfekt und modern soll es sein „das ist Fortschritt!“ hör ich sie aus vollem Munde schreien und die Masse stürzt sich auf kleine silberne Scheiben während die Manager lachen und ihre Bonzenhände reiben. Sie verdienen daran viel, das ist ihr einziges Interesse darum dieses Stück Vinyl für den Schlag in ihre Fresse und daß wir sie schlagen wollen - ich hoffe das ist klar oder ist dieser Anspruch heute nicht mehr da? Musik als Produkt anonym und ins Regal. Konsumieren und vergessen. Solche Bands sind mir egal, sie haben nichts zu tun mit Punk und mit DIY und Punk sei dank sind wir nicht dabei, bei ihrem dreckigen Geschäft, wo Leben ausgebeutet wird wo jede Band auf ihren Labels ihre Kriege mitfinanziert und diese Multis und ihre CDs sie gehören mit zum Feind. Das ist für mich so selbstverständlich wenn man ihre Welt verneint. Und unsere Gedanken und unsere Ideen will ich nie in ihren Pranken und auf ihren Konten sehen. Es soll zum Hören und zum Fühlen sein, für Freude und für Schmerz aber nicht zum Scheffeln und nicht für Kommerz, kein Hintergrundgedudel zu dem man hart tanzen kann. 5 Minuten Rebellion und dann?“

Kaufempfehlungen Per Koro
01. Muff Potter – s/t
02. Dead Beat ‎– The Innocence Of Nihilism
03. Mörser ‎– Two Hours To Doom

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Per Koro